Heute war ich mit einer Gruppe Kinder aus unserer Klasse zur Bildungsmesse "dicacta" nach Basel eingeladen, um dort im "Schulzimmer-Container" eine Unterrichtsstunde mit einem Beispiel von 1:1- computing in der altersdurchmischten Klasse zu halten. Es war von jeder der sechs Klassen je ein Kind mit dabei.
Das für die SchülerInnen wenig attraktive Thema "individuelles Rechtschreibtraining" wurde in der gezeigten Lektion mittels Einsatz verschiedener Gadgets angepackt. Während die einen Kinder zu zweit auf dem iPad mit einer LearningApp- Memory ihre persönlichen Lernwörter trainierten, wanderten andere mit dem iPod durchs Zimmer und lasen auf den bunten Blättern an der Wand die QR- Codes ein, hinter welchen sich ihre Lernwörter versteckten. Im Stile eines Wanderdiktates galt es die Wörter möglichst vor Ort zu memorisieren, den iPod auszuschalten und zurück am Platz das Wort fehlerfrei zu notieren. Gelang dies mal nicht im ersten Anlauf, durfte das Gerät nochmals eingeschaltet und das Wort kontrolliert werden. Ein 1. -und 2. Klässler versuchten sich in einem Kreuzworträtsel, welches ebenfalls mit dem Tool "LearningApps" erstellt worden war. Das Netbook wiederum kam zum Eintippen der individuellen Lernwörter ins Profax Lerncenter zum Einsatz. Für einmal als MP3- Player diente das iPad einigen Kindern, die ihre Lernwörter anhand einer MP3- Datei als Diktat auf ein Blatt schreiben mussten. Der 1. Klässler wanderte zwischen iPad und Sandkasten hin und her, wobei er im Sand die auf dem iPad mit Nachspurformen geübten Buchstaben wiederholte. Die Lektion wurde zwischendrin durch eine Bewegungspause unterbrochen und alle Kinder konnten im Laufe der Lektion auch einmal das Wanderdiktat bearbeiten, um nicht zu viel sitzen zu müssen. Wichtig war mir auch zu zeigen, dass die Arbeit mit Netbooks und Tablets ganz und gar nicht zur Vereinsamung der SchülerInnen führen soll, sondern dass das Teamwork mit diesen Geräten sehr gut möglich ist.
Der Älteste im Bunde trug ein neonfarbenes Gilet und war als Fachmann für Jüngere zur Stelle, falls es einmal technische Probleme gab. Solche Supportaufgaben übernehmen die Älteren auch im "normalen" Unterricht zu Hause immer mal wieder, da in einer Gesamtschule die Lehrkraft nicht immer grad sofort für alle verfügbar ist. Wir erleben, dass die "Grossen" ihr Wissen mit Freude weiter geben und so ihre Sozialkompetenz so ganz nebenbei gefördert wird.
Auf den Besuch in Basel blicke ich mit gemischten Gefühlen zurück. Einerseits, da ich zwar in diesem Blog gerne meine Gedanken und Erfahrungen weiter gebe, fürs "Showbusiness" jedoch denkbar ungeeignet bin, andererseits, weil ich beim Gang durch die Messehallen irgendwie das Gefühl nicht los wurde, dass Bildung zu einem Geschäft geworden ist, um dessen Kundschaft oftmals allzu lautsark gebuhlt wird. Sehr viele mischeln mit und nicht wenige haben den Eindruck, mit genau ihrem Lehrmittel, ihrer Lehrmethode oder ihrem Unterrichtsmaterial das Ei des Kolumbus gefunden zu haben. Es ist mir ganz wichtig, an dieser Stelle zu vermerken, dass ich dies von unserem bescheidenen 1:1- computing- Projekt niemals behaupten möchte. Wir sind Suchende, probieren Dies und Das aus, manchmal auch ohne Erfolg. Sehr froh sind wir darüber, von keiner Firma oder Institution instrumentalisiert worden zu sein. So stehen uns jederzeit alle Möglichkeiten offen und es dürfen an unserer Schule unbelastet Ideen erprobt, evaluiert, verbessert aber auch verworfen werden und 1:1- computing muss nicht zwingend zum zentralen Thema im Unterricht werden.
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