Willkommen auf dem Blog zum 1:1- computing- Projekt in Guttannen


Seit Sommer 2010 erprobt eine 5./6. Klasse im kleinen Berner Oberländer Bergdorf Guttannen 1:1- computing im Unterricht, es werden hierfür Netbooks und Tablets eingesetzt. Wegen einer Klassenzusammenlegung findet das Projekt seit Sommer 2012 in der Gesamtschule (1.-6. Klasse) statt. In Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Bern werden Erfahrungen gesammelt, wie sich die kleinen Computer und Tablets im Unterricht und als Hilfsmittel bei der Bearbeitung der Hausaufgaben einsetzen lassen.

Auf diesem Blog werden regelmässig aktuelle Informationen zu Unterrichtsszenarien sowie technischen Inhalten festgehalten. Weitere Detailinformationen zum Projekt finden sich bei den ältesten Posts vom Sommer 2010.

Sonntag, 15. Januar 2012

Abschied vom Desktop- Zeitalter


Am 16. Januar 2012 nimmt die Schule Guttannen Abschied vom letzten Desktop- Computer. Lasset uns beten….


Über viele Jahre hinweg war unser Schulzimmer von einer zunehmenden Zahl Bildschirme und Towers überstellt und glich zeitweise eher einem Grossraumbüro denn einem Klassenzimmer. Als angenehme räumliche „Erleicherung“ erlebten wir bereits die Umstellung auf thin clients, welche uns zumindest vom Gesurre der Towers erlösten und optisch wieder etwas Luft ins Klassenzimmer brachte.

Im Sommer 2010 erfolgte dann der „grosse Coup“: innerhalb weniger Wochen wurden alle Desktop- Computer inkl. Bildschirme auf ricardo verscherbelt und durch die kleinen Netbooks ersetzt. „Wo bitte sind denn in diesem Zimmer nun die Computer“, wollte letztes Jahr eine sichtlich irritierte Journalistin wissen, als sie unser Klassenzimmer mit dem Auftrag betragt, einen Bericht über Guttannens „1:1- Computing – Projekt“ zu schreiben. In der Tat, unser Klassenzimmer glich schon im vergangenen Jahr eher einer altehrwürdigen Schulstube denn einem „Klassenzimmer der Zukunft“. Die Netbooks sind diskret in einem kleinen  handgezimmerten Gestell verräumt und nichts würde vermuten lassen, dass in diesem Zimmer etwas mehr Computereinsatz stattfindet denn im Landesdurchschnitt.

Wir Lehrkräfte arbeiteten weiterhin am ehemaligen Host- PC unseres thin- client- Systems, welcher uns als noch sehr gut erhaltenes Relikt aus der Desktop - Ära geblieben war. Jener  mächtige, leistungsstarke Tower bot uns Rechenstärke, die wir längst nicht mehr benötigten. Spätestens als die SchülerInnen im Rahmen des Projektes „Klimapioniere“ (siehe frühere Blogeinträge) die Stromfresser im Klassenzimmer eruieren mussten, geriet dieser PC ins Schussfeld der Kritik. Wir haben jenen Rechner flugs auf ricardo zum Verkauf ausgeschrieben und durch ein Netbook ersetzt.

Seit jenem Moment stand auf dem Lehrerpult aber noch eine relativ verwaister Flachbildschirm, um mal etwas gross anzuschauen, falls nötig. Dieser Fall trat allerdings nie ein und so konnte auch dieses Überbleibsel aus den "good old times" ausrangiert werden. Da wir Inhalte vom Lehrer- Netbook statt auf ein Whiteboard (nice to have aber wir haben im Moment keinen Bedarf dafür) mit dem Beamer auf eine schlichte Leinwand projizieren, wirkt unser Klassenzimmer nach wie vor eher wie ein rustikale Schulstunde aus Gotthelfs Zeiten denn wie ein high tech – classroom.

als es im Klassenzimmer noch von Bildschirmen wimmelte... Hier im Einsatz mit thin clients.













Als ich vor noch nicht allzu langer Zeit unserem regionalen Computer- Fachmann und Lieferanten der meisten Computersysteme für Schulen und Firmen in der Umgebung von unseren damals im Klassenzimmer eingesetzten thin clients berichtete, schaute er mich staunend an. Diese Art von Geräten waren ihm ganz offensichtlich unbekannt. Er stattet auch weiterhin Schulen und Firmen mit Desktop Computern aus, wohl ohne auf die günstigere Alternative hinzuweisen. Ich frage mich, wofür besonders an Schulen die grosse Rechenleistung dieser Geräte nützlich sein sollte und weshalb nicht die Schulen selbst auf die schlankere, günstigere und bedeutend resourcenschonendere Variante der thin clients drängen. Wir waren von jenen "kleinen Kästchen" begeistert und haben sie nur deshalb durch Netbooks ersetzt, weil die Bildschirme im Klassenzimmer viel Platz beanspruchten und die Kinder natürlich einen thin client nicht nach Hause oder in einen andern Raum des Schulhauses mitnehmen konnten.

Da nun unser Lehrer- PC nach Monaten des Wartens auf einen ricardo – Käufer endlich zu einem sehr bescheidenen Preis verkauft wurde und morgen als Paket unser Schulhaus verlässt, verabschieden wir uns hier in unserer kleinen Bergschule definitiv vom Desktop- Zeitalter und denken, dass etwas Ähnliches nie wiederkehren wird. Die Zukunft gehört den kleinen, schlanken und mobilen Geräten! Vorbei sind die Zeiten der klobigen grossen Stromfresser. Die neuen Geräte, seien es Net- oder Notebooks sowie Tablets, werden in den nächsten Jahren die Schule revolutionieren. Es laufen rund um den Erdball längst viele verschiedene Pilotprojekte im Bereich von 1:1 -computing wie Professor Beat Döbeli in seinem Wiki dokumentiert. 

Auch an unserer Schule wird es in den kommenden Monaten nochmals eine Umstellung geben... Jene kann allerdings hier noch nicht im Detail beschrieben werden, zumal sie zuerst fertig projektiert sein muss. Wie die Jungfrau zu ihrem Kind kommt die Schule Guttannen zu einem neuen Pilotprojekt, welches nochmals einige technische Veränderungen ins Klassenzimmer bringt. Einige Stichworte : Swisscom – Klassenzimmer der Zukunft – Vernetzung mit andern Schulen – Video–Teaching…..

Wir bleiben dran….

Unser Klassenzimmer im Januar 2012. Die seltsamen Holzkisten in der Bildmitte sind Cajóns, Sitztrommeln. Quizfrage: Wo sind die Computer geblieben?

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