Kein Swisscom – Vorzeigeprojekt
In
einem früheren Blogeintrag wurde es vorsichtig angetönt und nun noch vor der
Realisierung als Papiertiger beerdigt: das Projekt „Klassenzimmer der
Zukunft“, welches die Swisscom mit der Schule Gadmen am Sustenpass und
der Schule Guttannen am Grimselpass realisieren wollte.
Ausgangslage: die kleine Schule Gadmen hätte auf diesen Sommer hin wegen zu kleiner Schülerzahlen wohl für immer geschlossen werden müssen. So schnell wollte man jedoch im Dorf am Susten nicht aufgeben und suchte nach Alternativen zur Schliessung. Durch einen Artikel im Migros- Magazin auf die kleine Schule aufmerksam geworden, bot die Swisscom an, Gadmen mit einem Glasfaserkabel zu erschliessen, das Klassenzimmer mit modernster IT auszurüsten und die Zusammenarbeit mit einer anderen kleinen Schule in den Bergen zwecks ev. gemeinsamer Videokonferenzen und vertiefter Zusammenarbeit zu ermöglichen: das „Klassenzimmer der Zukunft“ sollte entstehen. So hätte das kleine Bergdorf nicht nur einen Standortvorteil erhalten, sondern dank der wohlwollenden und engagierten Unterstützung der Schulinspektorin die Schule auch weiter führen können, in der Hoffnung, neue Familien würden nach Gadmen ziehen. Es liessen sich für den Kanton vielleicht in Zukunft gar ein paar Lektionen durch Video-Teaching einsparen, sollte sich das zu erprobende System bewähren.
Das
Projekt war bereits bis ins Detail geplant, ein pädagogisches Konzept
verfasst, technische Details geklärt und viele Stunden Gespräche und
Austausche hatten stattgefunden. Die beiden Schulen skizzierten mögliche
Unterrichtsszenarien, die sich via SKYPE oder einer anderen
Videotelefonie- Software realisieren liessen.
Der
Swisscom schwebte eine Ausstattung der Klassenzimmer beider Schulen mit
einer Telepresence – Installation vor und es bestand auch das Angebot
der Entwicklung einer neuen Software für den digitalen Austausch von
Schulen mit Datentransfer etc. In Zusammenarbeit mit Fachleuten der PH
Bern konnten die Swisscom – Projektleiter jedoch davon überzeugt werden,
dass gerade ein Telepresence wohl für Schulen wenig geeignet und auch
nicht unbedingt erwünscht sei, sondern dass eine zeitgemässe Umsetzung
von 1:1- computing zwischen den Kindern zweier Schulen eher mit Netbooks
oder Tablets umsetzbar wäre. Die Swisscom könnte dann mit ihrem
technischen Knowhow ermöglichen, dass die SchülerInnen von überall, auch
von zu Hause aus, mit ihren Klassenkameraden im eigenen und im
Nachbardorf kommunizieren könnten. Wir wiesen auch darauf hin, dass man
bisher mit kostenloser Software wie Skype und Dropbox in Guttannen
positive Erfahrungen gemacht hatte in Bezug auf „Videounterricht“ und
dass es wohl nicht nötig sein würde, extra eine softwaremässige
Neuentwicklung in die Wege zu leiten.
Telepresence- Meeting: für Schulen geeignet? Wir denken: nein!
Telepresence- Meeting: für Schulen geeignet? Wir denken: nein!
Ein
1:1- computing mit mobilen Gadgets wäre von uns aus gesehen deshalb
besonders sinnvoll gewesen, da in beiden Dörfern im Winter wiederholt
Kinder wegen Lawinengefahr nicht zur Schule gehen können und dann die
Kommunikation zwischen Lehrkräften und SchülerInnen ebenso hätte
ermöglicht werden können, wie jene zwischen Lehrkräften und SchülerInnen
beider Schulen. Geplant war im Alltagsunterricht beispielsweise eine
Zusammenarbeit von SchülerInnen, die alleine in einer Klasse sind und
die so im Nachbardorf Klassenkameraden zur gemeinsamem Bearbeitung von
Aufträgen, beispielsweise der mündlichen Arbeit im
Fremdsprachenunterricht, gefunden hätten. Technische Voraussetzung für
die Umsetzung dieser Arbeit wäre aber zwingend eine beidseitig
verfügbare hochstehende Internetverbindung gewesen, wie sie in Gadmen
derzeit ganz und gar nicht Realität ist.
Hätten,
würden, wollten ….wie gesagt, das Projekt wird nicht zustande kommen.
Es scheiterte letztendlich an den Finanzen. Während die Schule Guttannen
bereits ans Glasfasernetz angeschlossen ist, wären für Gadmen, trotz
eines grosszügigen Sponsorings durch die Swisscom, Investitionen und
wiederkehrende Kosten von mehr als 100'000 Franken entstanden und die
hätten dazu geführt, dass die finanzschwache Gemeinde gar einen Kredit
hätte aufnehmen müssen. Da trotz der grossen Investitionen die
längerfristige Fortführung der Schule noch nicht garantiert gewesen
wäre, lehnten die StimmbürgerInnen von Gadmen an einer
ausserordentlichen Gemeindeversammlung anfangs Mai 2012 den Antrag auf
einen Kredit für die Erschliessung der Gemeinde mit einem Glasfaserkabel
ab.
Die Swisscom wird für ihr ehrgeiziges Projekt „Klassenzimmer der Zukunft“ andere Schulen suchen und müssen. Wir haben in der Projektphase gewiss einiges gelernt und auch versucht, die in den vergangenen zwei Jahren mit unserem 1:1- computing- Projekt gemachten Erfahrungen einfliessen zu lassen.
Bereits
in der Projektierungsphase hatte das „Klassenzimmer der Zukunft“ ein
reges Medieninteresse ausgelöst (links: Beitrag aus "NZZ am Sonntag"),
doch die anklopfenden JournalistInnen wurden auf den Projektbeginn im
August vertröstet.
Nun, sehr geehrter Medienvertreter, müssen wir Ihnen leider einen Korb geben. Gewiss wird in Guttannen aber der Unterricht via SKYPE bei Strassenschliessungen wegen Lawinengefahr im Winter oder Murgängen im Sommer weiter erprobt und bestimmt noch effizienter gestaltet werden können. Wie heisst es doch beim „Tages-Anzeiger“ so schön: wir bleiben dran!
Nun, sehr geehrter Medienvertreter, müssen wir Ihnen leider einen Korb geben. Gewiss wird in Guttannen aber der Unterricht via SKYPE bei Strassenschliessungen wegen Lawinengefahr im Winter oder Murgängen im Sommer weiter erprobt und bestimmt noch effizienter gestaltet werden können. Wie heisst es doch beim „Tages-Anzeiger“ so schön: wir bleiben dran!
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