Willkommen auf dem Blog zum 1:1- computing- Projekt in Guttannen


Seit Sommer 2010 erprobt eine 5./6. Klasse im kleinen Berner Oberländer Bergdorf Guttannen 1:1- computing im Unterricht, es werden hierfür Netbooks und Tablets eingesetzt. Wegen einer Klassenzusammenlegung findet das Projekt seit Sommer 2012 in der Gesamtschule (1.-6. Klasse) statt. In Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Bern werden Erfahrungen gesammelt, wie sich die kleinen Computer und Tablets im Unterricht und als Hilfsmittel bei der Bearbeitung der Hausaufgaben einsetzen lassen.

Auf diesem Blog werden regelmässig aktuelle Informationen zu Unterrichtsszenarien sowie technischen Inhalten festgehalten. Weitere Detailinformationen zum Projekt finden sich bei den ältesten Posts vom Sommer 2010.

Donnerstag, 24. März 2016

Analog und digital - ein Zusammenspiel

Film - Bericht der Erziehungsdirektion des Kantons Bern über den - unspektakulären - Unterrichtsalltag mit iPads in Guttannen:


Samstag, 9. Januar 2016

Tippen Ihre Schüler/innen noch oder diktieren sie schon?


Angesichts der Tatsache, dass in vielen Kantonen das Tastaturschreiben bereits auf der Primarschule fester Bestandteil des Lehrplans ist, stelle ich mir die etwas ketzerische Frage, ob die Schule nicht die Aufgabe hätte, die Schülerinnen und Schüler auf die Zukunft statt auf die Vergangenheit vorzubereiten. Die Spracherkennung und Sprachsteuerung digitaler Geräte ist unterdessen derart ausgereift, dass sich Texte, wie dieser beispielsweise, problemlos diktieren statt tippen lassen. Ich behaupte, dass spätestens wenn unsere Primarschüler/innen die obligatorische Schulzeit beendet haben und ins Berufsleben übertreten, Texte vorwiegend diktiert und nicht mehr mit einer Tastatur eingegeben werden. 

Der Lehrplan 21 lässt bereits eine Offenheit für die Situation in der nahen und fernen Zukunft erkennen:

"Die Tastatur ist heute immer noch das primäre Eingabeinstrument zur Erfassung von Text. Neben der zehnfinger-tauglichen Tastatur sind zunehmend auch weitere Eingabeinstrumente im Gebrauch wie Handytastaturen, Handschrift- und Spracherkennung.
Aufgrund dieser Entwicklungen stellt sich die Frage, wie viel Bedeutung dem Zehnfingersystem in der Volksschule noch beigemessen werden muss. Schülerinnen und Schüler sollen im Verlauf der Volksschule lediglich lernen mit Hilfe einer Tastatur, effizient Texte einzugeben, wobei ergonomische Aspekte nicht ausser Acht gelassen werden dürfen. Die blinde, perfekte Beherrschung der Tastatur ist nicht mehr Hauptziel."

In meinem Wahlfach "ICT" mache ich kürzlich die Probe aufs Exempel und liess die 4. - 6. Klässler/innen Texte auf dem iPad mit Dragon Dictation oder Siri diktieren. Und siehe da: mit etwas Übung haben die meisten Kinder gute bis sehr gute Ergebnisse erzielt und mussten am Schluss nur noch einzelne Wörter korrigieren, statt einen ganzen Text abtippen.

Ich denke, dass das Diktieren von Texten im Unterricht nicht in jedem Fall Sinn bringend eingesetzt werden kann. So lassen sich wohl Sachtexte, Briefe oder Notizen gut diktieren, während ich dies bei selber erfundenen, phantasievollen Geschichten und Erzählungen eher bezweifle. Bei jener Textart braucht man wohl mehr Ruhe und Musse, zwischendurch inne zu halten um die Gedanken zu ordnen, was man beim Diktieren mit der Sprachsteuerung erfahrungsgemäss eher weniger tut.

Die neue Herausforderung der Schule würde meiner Meinung nach darin bestehen, mit den Schülerinnen und Schüler die "schöne" Aussprache der deutschen Sprache zu trainieren. Je besser die Kinder diese beherrschen, desto besser sind auch die Ergebnisse beim Diktat von Texten. Das Eintrainieren eines reinen Bühnendeutschs drängt sich hingegen m.E. nicht auf. Dass das eine oder andere Wort nicht richtig gedeutet wird und dessen Annotation durch die Spracherkennung für einen Lacher sorgen wird, ist nicht zu vermeiden ;-)

Erst werden jedoch auch in meinem Klassenzimmer über längere Zeit Erfahrungswerte mit dem Diktieren von Texten gesammelt werden müssen, die Aufschluss darüber geben, ob sich jenes wirklich bewährt. Der Titel dieses Blogeintrags ist also nicht irgendwo überheblich gemeint, sondern hatte einzig und allein die Funktion, Sie zum Lesen zu animieren ;-)

Ob die Spracherkennung in Zukunft wirklich in den Klasenzimmern Einzug halten und unseren Unterricht teilweise beachtlich verändern wird, wird sich weisen...